point of view

Zu dem abgebildeten Raumausschnitt auf einer Fotografie läßt sich nach den Regeln der Perspektive eine Sehpyramide konstruieren und bauen, die das Sehfeld des Fotos dreidimensional beschreibt. Die Spitze dieser Sehpyramide ist der Brennpunkt der Kamera. Ihre Maße, ihre besondere Form und Lage im Raum ergeben sich durch die Entfernung und Ausrichtung der Kamera zum Aufnahmegegenstand. Der pyramidale Körper tastet mit seiner äußeren Form die Architektur des Raumes ab und stellt einen "optischen Abdruck" des fotografierten Raumausschnittes dar. Der fotografische Abzug ist ein planer Durchschnitt durch diese Sehpyramide.



- Ich fotografiere, um den Raum zu verändern.
- Das Foto zeigt den Ausschnitt eines Raumes.
- Ich arbeite mit ausgewählten Fragmenten einer vorgestellten Totalansicht.
- Die Perspektive des Fotos dient als konstruktives Gerüst, um dem fotografischen Blick stoffliche Gestalt zu verleihen.
- Das immaterielle Sehen wird fixiert.
- Meine Sicht durch die Kamera wird Architektur.
- Die baulichen Eigenschaften eines Raumes sind der Anlass für die Konstruktion einer Arbeit.
- Ich suche den idealen Blickpunkt, um in die vorhandene Architektur nach bestimmten Vorstellungen einzugreifen.
- Die Entscheidung für eine bestimmte Perspektive ist die Entscheidung für eine bestimmte plastische Gestaltung.

Carsten Gliese 1994