Modell Fliednerstraße


 


 





 

 

 

 

 

 

 

 

2021

Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaft 

Westfälische Wilhelms-Universität

Fliednerstr. 21, D-48149 Münster

Digitaldruck auf Vliespapier,

gesamt: 2440 x 295 cm

 

Modell Fliednerstraße ist ein großformatiges Wandbild im Foyer des Instituts für Psychologie. Der Wandbereich wird durch das vorhandene Tragwerk in vier nischenartige Abschnitte unterteilt. Jede Nische wird durch ein eigenständiges Bildmotiv vollständig ausgefüllt. Ausgangspunkt sind Fotografien, die ich im Gebäude der Universität gemacht habe. Es sind Orte, die mich architektonisch interessieren. Die Aufnahmen wurden in reliefartige Objekte aus Graupappe transformiert. Dazu folgende Erläuterung:
 
Ich nehme die Fotografie als das, was sie ist: eine Fläche, die wiederum aus Binnenflächen zusammengesetzt ist. Farbabstufungen, Licht und Schatten, motivbedingte Formen etc. strukturieren das Foto. Wie bei einem Puzzle löse ich die Einzelteile aus ihrem Verbund. Die Konturen der Binnenflächen der Fotografie werden auf Pappe übertragen und ausgeschnitten. In der Kombination mit rechtwinklig angeordneten Seitenwänden erfolgt eine dreidimensionale Staffelung auf verschiedenen Ebenen. Die ehemaligen Bildelemente behalten dabei ihre gemeinsame Ausrichtung. Während sich die Form, Größe und Anordnung dieser Elemente aus dem Verhältnis zum Gesamtmotiv ergeben, beruht die Gestaltung der räumlichen Struktur des Objektes auf subjektiven Entscheidungen.
 
Auf diese Weise entstanden 4 ca. 40 cm breite modellartige Objekte aus Pappe, die wiederum abfotografiert wurden. Diese Aufnahmen wurden als Digitaldrucke auf Vliestapete in den Nischen aufgebracht. Die starke Vergrößerung der kleinen Objekte im fotografischen Bild betont ihre Materialität - ihre Skizzenhaftigkeit wird verstärkt. Durch die Übersetzung der Ausgangsfotografien ins Objekt entwickelt die Gestaltung Autonomie und gleichzeitig ist aufgrund der Formensprache und Bildanmutung die Rückbindung an die gegebene Architektur möglich.
 
Wichtig für meine Überlegungen während der Entwurfsphase war der Bericht zu den Umbauten des Gebäudes aufgrund von Brandschutzauflagen in den ca. 80’iger-Jahren. Im Katalog der Kunsthalle Düsseldorf von 1972 sind die Entwurfspläne und die ehemaligen Bauzustände dokumentiert. Man erkennt den gestalterischen Anspruch des Architekten und Designers. Die Wand, auf der nun das Werk aufgebracht wurde, war selbst Teil der Umbaumaßnahmen. Modell Fliednerstraße ist nicht der Versuch einen ehemaligen architektonischen Zustand illusionistisch wiederzubeleben. Ein Modell kann sowohl Gegebenes darstellen, aber auch Abbild von etwas Neuem sein. „Es liegt in der Vorstellungskraft des Betrachters, über den ästhetischen Genuss mittels des im Modell vorgestellten Zitats eine gedankliche Neuorganisation der vorhandenen Architektur aus ihren formalen Gegebenheiten zu versuchen.“ (Milo Köpp, Parallele Architektur“, 2002)